Unter dem Sammelbegriff »Rheuma« verbergen sich eine große Anzahl von verschiedenen Erkrankungen. Allen gemeinsam ist eine Störung des Immunsystems. Durch diese Störung kommt es dazu, dass körpereigenes Gewebe angegriffen wird. Eine mögliche Unterteilung der Erkrankungen beruht darauf, welche Gewebeart angegriffen wird. Diese Einteilung wird nun in vereinfachter Form dargestellt:
Bei symmetrischem Befall vor allem der peripheren Gelenke: Polyarthritis. Andere Namen sind rheumatoide Arthritis (RA), Chronische Polyarthritis (CP), Primär chronische Polyarthritis (PCP).
Bei Befall vorwiegend der Wirbelsäule und des Kreuzdarmbeingelenks: Spondylarthritis.
Andere Namen sind Spondarthritis, Spondylarthropathie, Spondarthropathie.
Häufig sind hierbei auch die peripheren Gelenke asymmetrisch betroffen. Am häufigsten sind die Psoriasisarthritis (›Schuppenflechtenrheuma‹) und Morbus Bechterew (Spondylitis Ankylosans)
Bei Befall vor allem des Bindegewebes, des Kollagen: Kollagenosen.
Dazu gehören eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Erkrankungen mit sehr variablen Krankheitsverläufen. Der Gelenkbefall steht oft im Hintergrund, im Vordergrund stehen die Probleme des Organbefalls.
Zu dieser Gruppe gehören der Systemische Lupus erythematodes (SLE), die progressive systemische Sklerose (PSS; Sklerodermie), CREST Syndrom, Dermato / Polymyositis, Mischkollagenosen (MCTD), Sjögren Syndrom.
Bei Befall vor allem der Blutgefäße: Vaskulitiden.
Hier bestehen sehr verschiedene Ausprägungen und Verläufe, je nach Befallsmuster, Intensität und Ausbreitung der Erkrankung.
Vaskulitis der kleinen Gefäße: Wegenersche Granulomatose, Mikroskopische Polyangiitis, Purpura Schönlein-Hennoch / leukozytoklastische Vaskulitis, essentielle kryoglobulinämische Vaskulitis, Morbus Behcet.
Vaskulitis der mittleren Gefäße: Panarteriitis nodosa, Kawasaki Arteriitis.
Vaskulitis der großen Gefäße: Riesenzellarteriitis, Takayasu Arteriitis, Arteriitis temporalis Horton.
Vaskulitiden können auch sekundär bei anderen Autoimmunerkrankungen auftreten, vor allem bei Kollagenosen, aber auch bei rheumatoider Arthritis und anderen Erkrankungen wie z. B. chronisch aktiver Hepatitis.
Diese Einteilung ist nur eine von vielen verschiedenen Möglichkeiten und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Krankheiten, die behandelt werden: Rheumatoide Arthritis (seropositive und seronegative Polyarthritis) Spondarthritiden (Psoriasisarthritis, Psoriasisspondarthritis, Morbus Bechterew etc.) Undifferenzierte Arthritis, Oligoarthritis Kollagenosen (systemischer Lupus erythematodes, systemische Sklerose, Sklerodermie,etc.) Vaskulitiden (Polymyalgia rheumatica, M.Wegener, Panarteriitis nodosa, Mikroskopische Polyangiitis, Churg Strauss Syndrom,etc) Sjögren Syndrom M. Behcet Arthritiden bei Systemerkrankungen (M.Chron, Colitis Ulcerosa) Granulomatöse Erkrankungen (Sarkoidose, Unspecific granulomatosus disease, etc.) Reaktive Arthritis (z.B. nach Yersinieninfektion, Chlamydieninfektion, Vireninfektionen, etc.) Gelenkerkrankungen bei Stoffwechselerkrankungen (Arthritis urica, Hämochromatose, Speichererkrankungen, etc.) Entzündliche Muskelerkrankungen (Myositis, Polymyositis, Dermatomyositis)
Neben der lokalen Therapie, der physikalischen Therapie, der Physiotherapie und der Ergotherapie ist in der Regel auch eine medikamentöse Therapie erforderlich.
Symptomatische Therapie
Hiermit wird eine Behandlung bezeichnet, die vor allem eine Besserung der im Vordergrund stehenden Beschwerden erreichen soll. Dies sind vor allem Gelenkschmerzen, können aber auch eine Vielzahl anderer Symptome wie Bewegungseinschränkungen, Verspannungen, Gefühlstörungen etc. sein. Die hierfür erforderlichen Behandlungen und Medikamente werden bedarfsorientiert eingesetzt. Dies kann bei besonderen Verläufen auch eine regelmäßige Therapie bedeuten. Zu den hier eingesetzten Medikamenten gehören neben den reinen Schmerzmitteln (Analgetika) vor allem die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkenden Medikamente der Gruppe der NSAR
(nichtsteroidale – anti-rheumatische Medikamente). Sie werden auch »Rheumamittel« genannt. Die bekanntesten Wirkstoffe sind Diclofenac, Ibuprofen, Acemetacin.
Krankheitsmodifizierende Therapie (Basistherapie)
Diese Medikation ist bei der Behandlung der rheumatischen Erkrankungen eine Besonderheit. Durch Medikamente dieser Gruppe wird ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert. Es wird gewissermaßen eine Behandlung der Ursache der Erkrankung angegangen. Diese Ursache ist bei rheumatischen Erkrankungen in der Regel eine Störung des Immunsystems, weshalb diese Behandlung als Immunmodulation oder Immunsuppression bezeichnet wird. Da bei rheumatischen Erkrankungen in der Regel chronische Störungen des Immunsystems vorliegen, sind die zur Behandlung erforderlichen Medikamente auch regelmäßig – zum Teil lebenslang – erforderlich.
Diese Medikation wird als »Basistherapie« bezeichnet, oder auch als krankheitsmodifizierende Therapie. Die zur regelmäßigen Behandlung eingesetzten Medikamente gehören zu verschiedenen Gruppen. Am bekanntesten sind Methotrexat, Sulfasalazin, Ciclosporin, Leflunomid, Chloroquinderivate, Azathioprin. Auch die als Biologicals bezeichneten Medikamente (Infliximab, Etanercept, Adalimumab, Rituximab) zählen dazu.
Unter einer medikamentösen Langzeittherapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, die medikamentenspezifisch sind, erforderlich. Hierbei wird besonders die Verträglichkeit, aber auch die Wirksamkeit oder das Auftreten von eventuellen Nebenwirkungen der Therapie überprüft.
Informationen zur Überwachung von Langzeittherapeutika entzündlich-rheumatischer Erkrankungen sind von dem Kompetenznetz Rheumatologie zu erhalten: www.rheumanet.org
Diese von der Projektgruppe »Diagnose- und Therapierichtlinien« der Arbeitsgemeinschaft kooperativer regionaler Rheumazentren in der DGRh e.V. erarbeiteten Informationen für Ärzte wurden mit der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie abgestimmt. Diese Patienteninformationen sind übersichtlicher als die gängigen Beipackzettel.
Umfassende Herstellerinformationen über Fertigarzneimittel bieten unter anderem die Internetseiten Gelbe Liste Pharmindex.
Medikamenteninfo
Ausführliche Informationen zu den verschiedenen Medikamenten gegen rheumatische Erkrankungen sowie deren Nebenwirkungen finden Sie unter
>> www.rheumanet.org.